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Du denkst darüber nach, ein Working Holiday in Japan zu absolvieren, und möchtest wissen, mit welchen Jobs und welchen Gehältern du rechnen kannst? Als ehemaliger Working Holiday Reisender in Japan kann ich dir einerseits die Working Holiday Japan Erfahrung meiner Jobsuche schildern und andererseits, aus der Perspektive eines Geschäftsführers und Arbeitgebers in Japan, erklären, mit welcher Art von Arbeit du realistisch betrachtet rechnen kannst.
Zuerst werfen wir noch einmal einen Blick auf die Bedingungen des Working Holiday Visums in Japan, welche vorgeben, welche Arbeit unter welchen Bedingungen erlaubt ist.
Das Ministerium für äußere Angelegenheiten Japans gibt vor (übersetzt aus dem Englischen):
Teilnehmer an Working-Holiday-Programmen dürfen während ihres Urlaubs einer Nebentätigkeit nachgehen, um ihr Reisegeld aufzubessern.
Den Teilnehmern des Working-Holiday-Programms ist es strengstens untersagt, in Bars, Kabaretts, Nachtclubs, Glücksspieleinrichtungen und anderen Einrichtungen zu arbeiten, die die öffentliche Moral in Japan beeinträchtigen. Wenn ein Teilnehmer an einem solchen Ort arbeitet, verstößt er gegen das Einwanderungskontroll- und Flüchtlingsanerkennungsgesetz und muss mit einer Ausweisung rechnen, es sei denn, er gilt als Opfer von Menschenhandel.
Zusätzlich schreibt die japanische Botschaft in Deutschland:
Dieses Programm richtet sich nicht an Personen, die hauptsächlich beabsichtigen einer Arbeit nachzugehen. Der primäre Zweck des Aufenthaltes sollte „Urlaub“ in Japan sein. Demzufolge können sich Bewerber, die in erster Linie beabsichtigen in Japan zu arbeiten, nicht für dieses Visum bewerben.
Vereinfacht lässt sich also zusammenfassen: Im Gegensatz zum Besuch als Tourist darfst du einer Nebentätigkeit zu den gesetzlich reglementierten Bedingungen außerhalb der genannten Gewerbe wie Nachtclubs, Bars, Glücksspiel und Ähnlichem nachgehen und dir dadurch ein Gehalt verdienen. Des Weiteren darf dein Fokus während des Working Holiday Jahres nicht auf der Erwerbstätigkeit liegen. Zeitlich betrachtet solltest du also weniger als 50 % deines Working Holiday Aufenthalts in Japan für Arbeit vorsehen. Genau diese Balance zwischen Reise und Arbeit macht die Working Holiday Japan Erfahrung für viele so besonders.
Zuletzt noch ein Wort zu den Arbeitsbedingungen in Japan:
Entgegen der bei uns verbreiteten Vorstellung, dass die Japaner extrem lange Arbeitstage haben und sich zu Tode arbeiten, sieht die Realität anders aus. Gesetzlich vorgegeben ist eine 40-Stunden Woche mit 8 Arbeitsstunden pro Tag und einer Stunde Arbeitsunterbrechung. Regelungen zu Überstunden müssen vertraglich festgehalten werden und werden mit Zuschlägen vergütet.
Natürlich gibt es Arbeitgeber in Japan, welche sich nicht an die Gesetzgebung halten (sogenannte „black companies“), und sozial verankerte Normen rund um die Pflege von Gruppengefügen (飲み会 -> のみかい -> Zusammenkünfte mit Kollegen nach der Arbeit, für gewöhnlich in einer Bar, einem Izakaya o. Ä.) sorgen dafür, dass Arbeitnehmer zum Teil den ganzen Tag im Zusammenhang mit ihrer Arbeit verbringen. Dies findet eher in den Metropolen des Landes statt, in ländlich geprägten Teilen Japans arbeitet der Großteil der Bevölkerung typischerweise „9-to-5“.
Als Working Holiday Reisender habe ich meinen persönlichen Fokus tatsächlich eher darauf gelegt, durch Japan zu reisen und möglichst viel vom Land zu sehen. Ich wollte Menschen kennenlernen, Kultur entdecken und ein „Gefühl“ für das Land entwickeln. Diese Herangehensweise prägte meine ganz eigene Working Holiday Japan Erfahrung.
Ursprünglich dachte ich, dass meine Japanischkenntnisse (damals etwa N4 Niveau) sicherlich ausreichen würden, um hin und wieder einem Aushilfsjob nachzugehen. Dennoch besuchte ich während des Jahres verschiedene Sprachschulen, um meine Sprach-Skills noch weiter zu verbessern, denn mir war klar, dass die Chancen, während des Working Holiday in Japan einen Job zu finden, in direktem Zusammenhang mit meinen Sprachkenntnissen standen.
Nach einiger Zeit begann ich also, über Portale wie Yolo Japan oder Gaijinpot nach Part-Time Jobs zu suchen. Zu dieser Zeit wohnte ich im Zentrum Tokyos und bewarb mich entsprechend bei vielen Gastro-Jobs (vorrangig Sushi-Restaurants und Ketten, da ich einen Blick hinter die Kulissen persönlich interessant gefunden hätte) und Jobs, bei denen ich meine Deutschkenntnisse hätte unterbringen können (Lokalisationstester für bereits vorgenommene Übersetzungen). Was alle dieser Ausschreibungen gemein hatten: Mindestlohn oder aber extrem nah am Mindestlohn. Das war okay für mich, da ich keine speziellen Qualifikationen für diese Jobs mitbrachte und sie wirklich als Aushilfsjobs betrachtete.
Das Resultat: Die Plattformen selbst erfordern eine außerordentliche Menge an (zum Teil persönlichen) Informationen, um ein Profil anzulegen und mit den potenziellen Arbeitgebern in Kontakt zu treten. Die jeweiligen Bewerbungsprozesse waren dann typisch japanisch. Das heißt: Enormer Aufwand bei der Erstellung von sehr detaillierten Bewerbungsunterlagen mit starren Fristen zur Einreichung. Trotz dem Umstand, dass ich damals Hilfe bei der Erstellung dieser Unterlagen von einem japanischen Muttersprachler hatte und dieser alles vor Abgabe gegenprüfte, gab es für etwa 10 Bewerbungen insgesamt nur eine Antwort. Diese Erfahrung gehört für mich definitiv zu den ernüchternden Teilen meiner Working Holiday Japan Erfahrung.
Auf die Bewerbung für den Lokalisierungs-Job erhielt ich nach etwa 2 Monaten die Antwort, dass meine Bewerbung aufgrund eines Formfehlers nicht hätte berücksichtigt werden können.
Wohlgemerkt waren schon mehr als 3 Monate vergangen, die ich zu diesem Zeitpunkt in Tokyo mit der Jobsuche neben dem Besuch der Sprachschule verbracht hatte. Gerade in dieser Zeit habe ich verstanden, wie wichtig Geduld und eine gewisse Frustrationstoleranz für eine realistische Working Holiday Japan Erfahrung sind. Es reicht nicht, nur motiviert zu sein – man muss auch mit langen Wartezeiten, kulturellen Unterschieden und bürokratischen Hürden umgehen können.
Zwischenzeitig hatte ich von der Möglichkeit erfahren, über Plattformen wie Workaway Japan Kontakte zu knüpfen. Hier steht der kulturelle Austausch im Vordergrund. Als Gegenleistung für die geleistete Arbeit stellt der Host eine Unterkunft und Mahlzeiten zur Verfügung. Da ich ohnehin aus Tokyo weiter gen Westen nach Kansai reisen wollte, suchte ich mir entsprechende Hosts heraus und schrieb diesen eine Nachricht. Die Angebote auf Workaway Japan scheinen ziemlich überlaufen zu sein, sodass es auch hier keine nennenswerten Antworten gab. Dennoch zeigte mir dieser Versuch, dass man bei einem Working Holiday in Japan nicht nur klassische Jobs, sondern auch alternative Wege wie Work-Exchange in Betracht ziehen kann – auch wenn die Erfolgschancen schwanken.
Zwischenzeitlich in einem kleinen Sharehouse im Hafen von Osaka untergekommen, nutzte ich einfach meine sozialen Skills und präsentierte dem Besitzer die Idee, dass ich die Gast- und Gemeinschaftsräume putzen könnte, wenn er mir im Gegenzug einen Schlafplatz im Shareroom kostenlos zur Verfügung stellt. Dieses kleine Experiment war ein wichtiger Teil meiner ganz persönlichen Working Holiday Japan Erfahrung, weil es mir zeigte, dass direkte Kommunikation mit ein wenig Glück oft zu kreativen Lösungen führen kann.
So einigten wir uns einen Tag später auf meinen Vorschlag und er wies mich kurzerhand in seine Putzroutine ein. Da er mit meiner Arbeit sehr zufrieden war und ich Osaka nach den erledigten Tätigkeiten am Morgen in Ruhe erkunden konnte, blieb ich letztlich einen ganzen Monat und sparte so enorm viel Unterkunftskosten. Nach kurzer Zeit war ein extrem freundschaftliches Verhältnis entstanden, und zusammen mit seinen Freunden lud mich der Besitzer des Sharehouses unter anderem zum Baseballspiel der Hanshin Tigers, zum Yakiniku-BBQ und zu mehreren Izakaya-Besuchen ein. Diese Offenheit und Herzlichkeit sind ein prägendes Element meiner Working Holiday Japan Erfahrung, denn die Gastfreundschaft in Osaka ist schlicht fantastisch!
Da ich weiterreisen wollte, suchte ich erneut online nach Jobs mit einem Fokus auf kulturellem Austausch ohne Bezahlung – und wurde schnell im ländlichen Teil Kyotos fündig. Auf einem organischen Bauernhof sollte ich zwei Wochen gegen Unterkunft und Mahlzeiten für je sechs Stunden pro Tag arbeiten. Rückblickend betrachtet war es genau diese Mischung aus spontanen Lösungen, kulturellem Austausch und Arbeitserfahrungen, die mein Working Holiday in Japan so unvergesslich machte.
Nach der anfänglichen Eingewöhnung wurde mir auch hier schnell klar: Die ländliche Umgebung und die zielgerichtete Arbeit auf dem Bauernhof waren extrem erfüllend. Der Host sprach auf meinen Wunsch Japanisch mit mir und hielt für uns Reisende (es waren für gewöhnlich zwei Reisende in einem separaten Gebäude untergebracht) Präsentationen über die Kultur und das Leben in Japan. Diese Kombination aus körperlicher Arbeit, kulturellem Austausch und Sprachpraxis machte diesen Aufenthalt zu einem der wertvollsten Teile meiner Working Holiday Japan Erfahrung.
Aus den anfänglichen zwei Wochen wurden so zweieinhalb Monate, in denen ich so gut wie keine Ausgaben hatte und im Gegenzug eine Menge über Japan, aber auch über Agrikultur und Viehhaltung lernte. Gerade die Einblicke in das ländliche Leben abseits der Großstädte haben mir geholfen, ein viel tieferes Verständnis für das „andere Japan“ zu entwickeln, das viele Touristen nie kennenlernen.
Im Endeffekt war ich während meines Working Holiday Jahres in Japan also deutlich besser beraten mit Volunteering oder kulturellem Austausch anstatt mit dem klassischen Part-Time Job in einer der Millionenstädte. Zum einen bilden sich durch den direkten Kontakt zu Hosts und Betreibern kleiner Unternehmen oft langanhaltende Freundschaften, was wiederum teilweise Perspektiven eröffnet, wenn man daran interessiert ist, langfristig in Japan zu leben. Zum anderen sind Kost und Logis während des Working Holiday die teuersten Posten im Reisebudget. Kann man hieran sparen, lässt es sich extrem günstig durch ganz Japan reisen, während man lokale Unterschiede und Besonderheiten von seinen Hosts beigebracht bekommt und das „echte“ Leben in Japan kennenlernen kann. Und genau diese Balance aus Arbeiten, Lernen und Erleben ist es, die meine Working Holiday Japan Erfahrung bis heute so besonders und prägend macht.
Mittlerweile bin ich selbst Unternehmer und Arbeitgeber in Japan und kann meine gemachten Erfahrungen besser, beziehungsweise aus der gegensätzlichen Perspektive einordnen. Gerade dieser Perspektivwechsel hilft mir, meine eigene Working Holiday Japan Erfahrung noch realistischer einzuordnen.
Angefangen bei den Japanischkenntnissen:
Der Kundenservice in Japan ist sehr hoch, orientiert sich oft an Stammkunden und ist darum bemüht, langfristige Geschäftsbeziehungen aufzubauen und zu pflegen. Das setzt in einem Inselstaat wie Japan umso mehr das Erlernen der Sprache voraus. Selbst in Positionen, in denen kein Kundenkontakt besteht, werden die Arbeitsanweisungen natürlich auf Japanisch gegeben. Daher haben Arbeitgeber Bedenken um ihre Außenwirkung und das Verhältnis zu ihren Stammkunden, sollten sie jemanden einstellen, der die hohen Qualitätsanforderungen aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse gefährdet.
Das führt zum nächsten Punkt, der Konkurrenz:
Trotz rückläufiger Geburtenzahlen und der Überalterung der Gesellschaft gibt es in den Ballungsgebieten wie Tokyo, Kyoto oder Osaka oft noch genug Konkurrenz auf Part-Time Jobs in Form von jungen Japanern, welche einen Nebenverdienst benötigen. Hat ein Arbeitgeber nun die Wahl zwischen zwei gleich qualifizierten Bewerbern, mit dem einzigen Unterschied, dass der eine fließend Japanisch spricht und der andere vielleicht nur N4 oder N3 Niveau vorzuweisen hat, wird er für einen Arbeitsplatz, welcher keine speziellen Kenntnisse erfordert (zum Beispiel Gastronomie oder Einzelhandel), aus Gründen der barrierefreien Kommunikation immer den Muttersprachler bevorzugen.
Aber auch für spezialisierte Jobs besteht eine hohe Konkurrenz. Wie im Beispiel der zuvor erwähnten Lokalisationstestung, sei es Deutsch, Französisch, Spanisch und vor allem Englisch, bringen in einer Stadt wie Tokyo etliche Bewerber die geforderten Fähigkeiten mit. Der Arbeitgeber kann nun bequem anhand von Zahlen und eventuellen Interviewrunden den „besten“ Kandidaten heraussuchen. So entstehen absurde Situationen, in denen sogar für Aushilfsjobs Bachelorabschlüsse gefordert oder langjährige Lehrerfahrung zum Unterrichten von Vorschulenglisch vorausgesetzt wird.
Der letzte Punkt: Einarbeitungszeit und Verwaltungsaufwand
Arbeitgeber wollen in der Regel eine gewisse Planbarkeit bei der Besetzung eines Arbeitsplatzes. Die meisten Reisenden erwarten von ihrem Working Holiday Japan Job allerdings, dass sie kurzfristig für zwei Wochen etwas in der Stadt A finden und dann nach Stadt B weiterreisen und dort einen neuen Job für die nächsten drei bis vier Wochen finden. Aus meiner Working Holiday Japan Erfahrung funktioniert dies in den wenigsten Fällen. Selbst eine Verweildauer von sechs Monaten ist für einen Arbeitgeber keine lange Zeitspanne, wenn er dich für eine gewisse Zeit erst einmal einarbeiten muss. Dazu kommt der Verwaltungsaufwand bezüglich von Arbeitsverträgen und Dokumentationen, die der Arbeitgeber für dich bei den Behörden einreichen muss. Es ist für Arbeitgeber also maximal unattraktiv, Reisende einzustellen, welche aller Voraussicht nach nur wenige Wochen bis Monate bleiben werden.
Was ist also realistisch?
Die Realität ist: Es wird schwierig, Arbeit zu finden. Solltest du einen Part-Time Job finden, dann stelle dich darauf ein, für den Mindestlohn von etwa 1000–1100 Yen pro Stunde zu arbeiten. Der Mindestlohn ist von Präfektur zu Präfektur unterschiedlich und entspricht ungefähr 5,80 €–6,40 €. Das Lohnniveau und die Lebenshaltungskosten sind in Japan niedriger als in Deutschland, daher solltest du nicht erwarten, einen entsprechenden deutschen Stundenlohn zu verdienen. Vielmehr kannst du deine Reisekosten durch Freiwilligenarbeit oder Arbeit auf Biobauernhöfen auf ein Minimum reduzieren.
Meiner Meinung nach solltest du ein Working Holiday in Japan niemals aus dem Antrieb heraus beginnen, Geld zu verdienen. Spare lieber zuvor so viel an, dass du selbst ein ganzes Jahr ohne Einkommen durch Japan reisen kannst. So hast du die Zeit und die nötige Gelassenheit, dich voll darauf zu konzentrieren, das Land, die Kultur und die Bevölkerung mit all ihren Facetten kennenzulernen. Falls sich während deiner Reise kurzfristig eine Beschäftigungsmöglichkeit ergeben sollte, gibt dir das Visum die Chance, dieser Arbeit nachzugehen. Falls nicht, sieh es als Möglichkeit, in einer herausfordernden, neuen Umgebung charakterlich zu wachsen, neue Freunde zu finden und dich mit interessanten Kontakten für die Zukunft zu vernetzen.
Im Endeffekt sind die Erfahrungen und Eindrücke, welche du während deines Working Holiday machen kannst, mehr wert als das Geld, welches du realistischerweise verdienen kannst. Eine Working Holiday Japan Erfahrung ist eine herausragende Möglichkeit, deine Persönlichkeit zu formen, deine Perspektiven zu erweitern und Weichen für die Zukunft zu stellen – aber sie ist garantiert nicht der ideale Weg, um während des Reisens reich zu werden.
Was hältst du von diesem Thema? Hast du Erfahrungen zum Thema Arbeit in Japan? Lass es uns wissen!