Wir besuchen einen nahegelegenen Karaoke Parlor und finden heraus, warum Karaoke nicht nur in Japan, sondern weit über seine Grenzen hinaus zu einer der beliebtesten Freizeitaktivitäten geworden ist. Keine Sorge – du musst nicht in einer verrauchten Bar vor einem fremden Publikum auftreten. Stattdessen ist es in Japan üblich, eine private, schallisolierte Box zu mieten, in der du ungestört mit Freunden singen und Spaß haben kannst.
Zur Auswahl stehen unzählige Hits aus der japanischen Popmusik, aber auch internationale Evergreens und weniger bekannte Titel auf Englisch. Auf dem Bildschirm wird der Songtext angezeigt, wobei die aktuelle Textstelle farblich hervorgehoben wird – du musst also nicht textsicher sein, um mitzumachen.
Während des Aufenthalts stehen eine Getränkebar mit Softdrinks, Kaffeevariationen und ein Softeisspender kostenlos zur Verfügung. Snacks und einfache Gerichte können bequem direkt in die Box bestellt werden – für ein rundum unterhaltsames Karaoke-Erlebnis.
Die Ursprünge des Karaoke reichen zurück in die frühen 1970er Jahre. Der oft genannte „Erfinder“ des Karaoke ist Daisuke Inoue, ein Musiker aus Kobe. Inoue spielte regelmäßig für Geschäftsleute in Bars, die ihn immer wieder baten, ihnen eine Aufnahme seiner Begleitmusik zu überlassen, damit sie selbst singen könnten – besonders während geselliger Abende oder Firmenveranstaltungen.
Da Inoue keine Noten lesen konnte und kein professioneller Komponist war, nahm er kurzerhand eigene Versionen beliebter Popsongs auf, ohne die Gesangsstimme, und stellte ein einfaches Abspielgerät zur Verfügung. Dieses Gerät konnte gegen eine kleine Gebühr genutzt werden – ein simples System, das erstaunlich gut ankam.
Obwohl Inoue das Konzept nie patentieren ließ, gilt er bis heute als die zentrale Figur in der Entstehungsgeschichte des Karaoke. Seine Erfindung wurde 1999 sogar vom Time Magazine zu einer der „größten asiatischen Erfindungen des 20. Jahrhunderts“ gekürt.
Karaoke ist heute in Japan […] fester Bestandteil der [..] Alltagskultur
Karaoke ist heute in Japan weit mehr als nur ein Zeitvertreib. Es ist fester Bestandteil der Popkultur und Alltagskultur – von Schülergruppen über Seniorenclubs bis hin zu Geschäftsleuten. Dabei spielt die niedrige Einstiegshürde eine große Rolle: Jeder kann mitmachen, unabhängig von Gesangstalent oder Erfahrung. Es geht nicht um Perfektion, sondern um Freude, Ausdruck und Gemeinschaft.
Gleichzeitig schafft es ein Gefühl der Zugehörigkeit und ein starkes Gruppenerlebnis
In einer Gesellschaft, die oft durch Zurückhaltung und soziale Rollen geprägt ist, bietet Karaoke einen emotionalen Freiraum, in dem Gefühle laut werden dürfen. Gleichzeitig schafft es ein Gefühl der Zugehörigkeit und ein starkes Gruppenerlebnis – zwei Aspekte, die in der japanischen Kultur traditionell hoch geschätzt werden.
Karaoke hat auch gesundheitliche Vorteile: Studien zeigen, dass es Stress abbaut, das Immunsystem stärkt und sogar Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen kann – kein Wunder also, dass auch ältere Menschen regelmäßig zum Mikrofon greifen.