Wir besuchen ein charmantes Töpferstudio in der Nachbarstadt und gestalten dort unter fachkundiger Anleitung des erfahrenen Lehrers unsere eigenen Keramikkunstwerke. Der Workshop ist sowohl für absolute Anfänger als auch für geübte Töpfer ideal geeignet. In größeren Gruppen formen wir gemeinsam einen Becher, einen Teller und zwei „Hashioki“ – kleine Stäbchenablagen. In kleineren Gruppen darf an der Drehscheibe experimentiert werden. Der Besitzer des Studios ist Experte für chinesische Keramikkunst, gibt aber auch hilfreiche Tipps für alle, die sich im rustikalen Wabi-Sabi-Stil Japans ausprobieren möchten – wo die Schönheit im Unperfekten liegt.
Die Töpferkunst ist sowohl in China als auch in Japan tief in der Kultur verankert, doch die Ästhetik und Herangehensweise unterscheiden sich deutlich.
Die traditionelle chinesische Keramikkunst zeichnet sich durch technische Perfektion, Symmetrie und fein ausgearbeitete Details aus. Bereits vor über 1.000 Jahren schufen chinesische Künstler Meisterwerke wie das berühmte Porzellan aus Jingdezhen. Glänzende, makellose Glasuren, klare Formen und oft auch aufwendige Bemalungen mit Motiven aus Natur, Mythologie oder Kalligraphie sind typisch. Chinesisches Porzellan galt über Jahrhunderte hinweg als besonders edel und wurde weltweit exportiert.
Im Gegensatz dazu steht die japanische Wabi-Sabi-Töpferkunst, die einen ganz anderen Schwerpunkt setzt. Hier geht es nicht um Perfektion, sondern um die Schönheit des Unvollkommenen. Wabi-Sabi ist eine ästhetische Philosophie, die Einfachheit, Vergänglichkeit und Natürlichkeit betont. Risse, asymmetrische Formen, matte Glasuren oder sichtbare Spuren des Brennvorgangs sind nicht nur erlaubt, sondern gewünscht. Diese Merkmale verleihen jedem Stück seinen eigenen Charakter und machen es einzigartig.
Während chinesische Keramik häufig als dekoratives Objekt verstanden wird, ist die japanische Wabi-Sabi-Keramik oft eng mit dem Alltag verbunden – etwa bei der Teezeremonie. Eine Teeschale aus grobem Ton mit einer unregelmäßigen Kante kann dabei genauso geschätzt werden wie ein kostbares chinesisches Porzellan – aber aus ganz anderen Gründen.
Zusammengefasst steht die chinesische Keramik für technische Raffinesse und Eleganz, während die japanische Wabi-Sabi-Töpferei Natürlichkeit, Ruhe und Authentizität vermittelt. Beide Traditionen sind auf ihre Weise faszinierend und spiegeln die jeweilige Kultur tief wider.