Die Mär vom teuren Reiseland
Okay. zugegeben. Der Flug ist teuer! Angenommen du bohrst in Deutschland senkrecht durch die Erde, du kämst etwa im Ozean in der Nähe von Neuseeland wieder heraus. Japan liegt also tatsächlich fast auf der “anderen Seite der Welt”. Die etwa 13.000 Kilometer pro Strecke müssen irgendwie zurückgelegt werden und kosten daher natürlich mehr als ein Trip nach Spanien oder Großbritannien.
Getrennt gebuchte Flüge kosten dabei mehr als ein Hin- und Rückflugticket zusammen. So liegt der Preis für den günstigsten One-Way-Flug (Frankfurt a.M – Tokyo Haneda) zur Zeit bei 420€, während ein Hin- und Rückflugticket für mindestens 580€ zu haben ist. Das Timing der Buchung scheint eine untergeordnete Rolle zu spielen. Für die persönliche Planung ist es aber vom Vorteil eher frühzeitig zu buchen und einen längeren Aufenthalt in Japan vorzusehen, da die anstrengenden Reisetage und der Jetlag die Freude an einer 7-tägigen Japan Reise deutlich trüben können.
Mein Tipp für eher kurze Reisen nach Japan: Plane einige Monate im voraus, meide Japans Hauptreisezeiten (Golden Week, O-Bon, Neujahr), spiele mit dem Kalender bei Google Flights herum und versuche so, den für dich längsten möglichen Zeitraum zum kleinsten Preis zu finden. Die Flugzeit beträgt etwa 13 Stunden und je nachdem ob noch Zubringer- und Anschlussflüge hinzukommen benötigst du für die Reise schnell um die 20+ Stunden. Plane also lieber Zeit für Erholung ein, anstatt auf dem Zahnfleisch durch Tokyo zu kriechen!
Der Yen steht dem Euro so schwach gegenüber wie schon lange nicht mehr. Das bringt für dich als Tourist Vorteile mit sich, denn dadurch steigt deine Kaufkraft in Japan.
Stand Juni 2024 entspricht ein Euro etwa 170 Yen. Ein großes und leckeres Bento kostet etwa 600 Yen, was zur Zeit 3,54 Euro entspricht. Vor 5 Jahren hätte dich die selbe Mahlzeit noch 4,91 Euro gekostet. Eine vergleichbare ausgewogene und zugleich sättigende Speise musst du in der Heimat erst einmal ausfindig machen! Als Beispiel aus dem höherpreisigen Segment: Eine Übernachtung in einem luxuriösen Ryokan (19.000 Yen) schlägt “nur” noch mit 112,10 Euro anstatt wie vor fünf Jahren 155,45 Euro zu buche.
Kombiniert mit den folgenden Tipps sorgt der schwache Yen also dafür, dass du deutlich mehr pro Euro bekommst, als du es gewöhnt bist. Das hilft natürlich dabei, das Budget für deine Reise gering zu halten.
Klar, der Name der Konbinis kommt nicht von ungefähr. Es gibt sie in fast jedem Ort und der Service, der vor Ort geboten wird, lässt sich nicht im entferntesten mit der bekannten Servicewüste daheim vergleichen. So bequem es aber auch ist, seine Tagesverpflegung im 7-Eleven oder Family-Mart gegenüber zu kaufen, verglichen mit regulären Supermärkten oder Drogerien (welche in Japan meist auch im begrenzten Rahmen Lebensmittel verkaufen), fallen die Preise meist etwas höher aus. Das Getränk, welches es in der Drogerie für 100 Yen angeboten wird, kostet dann im Konbini 160 Yen. Ein Vergleich des Sortiments lohnt sich also gerade für längere Aufenthalte alle Male.
Allen Läden gemein ist, dass Fertiggerichte und leicht verderbliche Lebensmittel zum Abend mit Rabatten versehen werden, damit möglichst wenige Lebensmittel weggeworfen werden. Das wissen natürlich auch die Einheimischen Schnäppchenjäger, aber mit ein bisschen Glück kannst du so eine füllende Mahlzeit zum halben Preis ergattern. Halte beim Einkaufen nach gelben Stickern Ausschau, welche dir den Rabatt verraten (10%, 20% usw.). Die Ersparnis musst du im Kopf überschlagen, da für gewöhnlich nicht neu ausgepreist wird, im Normalfall lohnt es sich aber, da die Speisen ohne Makel sind. Das gute Gewissen Lebensmittel gerettet zu haben, gibt es kostenlos obendrauf.
Oft lassen sich auch Erzeugermärkte, Kooperativen und Wochenmärkte finden. Hier sind die Lebensmittel nicht nur lokal produziert und äußerst frisch, auch findet man sich schnell in netten Gesprächen mit den Verkäufern wieder, kann das ein oder andere Rezept aufschnappen, lernt neue unbekannte Lebensmittel kennen und bekommt mit etwas Glück sogar Kostproben geschenkt!
Zur Golden Week, aber auch zum Obon-Fest und Neujahr nutzen viele Japaner die Möglichkeit Brückentage zu nehmen und reisen zu ihren Angehörigen oder zu Erholungszwecken. Das führt regelmäßig dazu, dass Hotels, Züge, Restaurants und andere Attraktionen restlos ausgebucht sind. Die Preise steigen entsprechend der Nachfrage, wenn denn noch etwas verfügbar sein sollte. Eine Anekdote aus meiner Erfahrung als Part-Timer in einem Guesthouse in Osaka: Während der gesamten Golden Week war jedes einzelne Bett belegt und so gut wie alle Gäste blieben für nur eine Nacht, um die nahegelegenen Universal Studios zu besuchen.
Falls irgendwie möglich solltet du also diese Zeiträume meiden, oder, und dieser Tipp gilt unbegrenzt: Weiche von den überfüllten Städten und Ballungsgebieten in eher ländliche Regionen und Präfekturen aus. Kyushuu, Hokkaido, Shikoku, die ländliche Region von Kansai, um nur einige zu nennen, stehen meist nicht auf dem Plan vieler Reisender, bieten dir aber Alles, was du dir von Japan nur erhoffen kannst. Für die Region Tohoku findest du bei uns viele spannende Aktivitäten.
In Japan gibt es eine starke Landflucht. Die jungen Japaner zieht es in die Städte, um dort Karriere zu machen oder weil sie es schlicht zu langweilig finden in ihren Heimatdörfern. Zusammen mit der alternden und schrumpfenden Bevölkerung führt dies dazu, dass viele ländlich geprägte Gegenden allmählich aussterben und vielerorts schon jetzt verlassene Häuser oder Läden ins Auge fallen.
Was erstmal abschreckend klingt, bietet auf Reisen einige Vorteile. Unterkünfte sind geräumiger und sehr viel günstiger als in den Städten. Ein Zimmer in einem Ortstypischen Haus vor Ort in Kosaka gibt es schon ab 3400 Yen pro Nacht. Zum selben Preis beginnen in Tokyo die berüchtigten Capsule-Hotels. Zudem kannst du auf dem Land das authentische Japan erleben. Die Zimmer fühlen sich mit ihren Tatamimatten und der traditionellen Einrichtung an, wie ein Aufenthalt im teuren Ryokan. Viele Gegenden haben außerdem superschöne Onsen oder Sentō-Bäder, in denen du an vielen Tagen fast alleine Baden und entspannen kannst. Das örtliche Onsen kostet zum Beispiel 800 Yen und ist Tattoo-freundlich.
Stolperst du in eines der vielen kleinen Cafes, Restaurants oder Izakayas begegnest du für gewöhnlich Ladenbesitzern, die sich sehr über deinen Besuch freuen und immer gerne ein Gespräch mit dir führen. Oft genug hatte ich selbst mit gebrochenem Japanisch tolle Begegnungen und durfte nette Menschen kennenlernen. Eines Tages betrat ich ein kleines Caffee, in dem der Besitzer noch selbst röstete. Da gerade keine anderen Gäste vor Ort waren, setzte er sich zu mir an den Tisch, erklärte mir die Besonderheiten seines Kaffees und bereitete mir sogar eine zweite Tasse zu, um die feinen Unterschiede herausschmecken zu können.
Nicht zuletzt der Transport: Viele denken, das Japan abseits von Tokyo, Kyoto und Osaka sei schlecht erreichbar und kaum zugänglich. Wer sich aber einmal die Zeit nimmt und mit einem lokalen Zug oder Bus gereist ist, weiß: Viele lokale Routen führen durch die zum Teil schönsten und cineastischten Landschaften, sind preiswert und bieten sich als komfortable Fortbewegungsmethode an. Slow Travel ist hier das Zauberwort. Ich garantiere dir eine angenehmere Reiseerfahrung, wenn du dir die Zeit nimmst, eine Region abseits der Touristenpfade zu entdecken, als wenn du versucht ganz Japan innerhalb einer 2-Wöchigen Rundreise abzuarbeiten.
Wenn du einen längeren Aufenthalt in Japan planst, findest du in den abgelegeneren Präfekturen zumeist auch Arbeitsgelegenheiten, was mich zum vielleicht interessantesten Punkt bringt:
Als Tourist (D/A/CH) kannst du für bis zu 90 Tage in Japan bleiben, zum Teil sogar bis zu 180 Tage, sofern du die Verlängerung deines Aufenthalts bei einer örtlichen Einwanderungsbehörde in Japan beantragst.
Mit diesem Status (in Japan auch als Temporary Visitor bezeichnet) darfst du zwar keiner bezahlten Arbeit nachkommen, wenn du vor etwas körperlicher Arbeit aber dennoch nicht zurückschreckst und Interesse an slow living und organischer Landwirtschaft mitbringst, ist Wwoofing der perfekte Weg, um deine Reisekosten auf Null zu bringen und gleichzeitig einen tiefen Einblick in die japanische Lebensweise zu erlangen!
Das Konzept von Wwoofing beruht auf einem kulturellen Austausch, bei dem der Gastgeber Mahlzeit und Unterkunft bereitstellt und du im Gegenzug bis zu maximal 6 Stunden am Tag bei dem Projekt des Gastgebers behilflich bist. Dadurch, dass eine Bezahlung für deine Hilfe ausgeschlossen ist, ist Wwoofing auch für Temporary Visitor machbar. Ich selbst habe nur äußerst aufgeschlossene, nette Menschen durch Wwoofing kennengelernt, hatte für einige Monate so gut wie keinerlei Ausgaben und durfte von den verschiedenen Gastgebern eine Menge über die Kultur Japans, insbesondere Buddhismus und Shintoismus, aber natürlich auch verschiedene Methoden organischer und nachhaltiger Landwirtschaft lernen. Ganz nebenbei habe ich noch gelernt Gyoza, Takoyaki, Yakisoba und Temakizushi zuzubereiten.
Die erstmalige Registrierung ist kostenpflichtig, daher solltest du sicher sein, dass diese sehr bodenständige Art zu reisen etwas für dich ist. Wir können dir bei der Planung und Vermittlung helfen, solltest du an Wwoofing Interesse haben!
Sofern dein Visa es zulässt, kannst du dir natürlich auch einen Part Time Job suchen, um deine Reisekasse aufzufüllen. Mit dem Work and Travel Visum darfst du mit der Ausnahme von Arbeit in Nachtclubs und Unterhaltungsgewerbe jeglicher Arbeit nachgehen und dafür natürlich auch Bezahlung erhalten. Mit dem Studentenvisum gibt es eine Beschränkung auf 28 Stunden pro Woche.
Typische Jobs sind zum Beispiel:
Die Bezahlung für solche Jobs liegt meist bei der gesetzlichen Lohnuntergrenze der jeweiligen Präfektur oder Stadt. Reich wird man dadurch nicht, verstehst du das Ganze aber als Lernerfahrung und Einblick in den japanischen Arbeitsalltag, ist dies dennoch ein lohnender Weg, um deine Reise zu finanzieren.
Wir helfen dir bei der Organisation deiner Reise. Schulen und Kurse findest du z.B. hier:
Jeder reist auf seine Art und Weise und definiert Glück ganz unterschiedlich. Daher lässt sich das pauschal nicht so genau sagen. Nach oben sind wie so oft keine Grenzen gesetzt. Als Minimum solltest du jedoch mit ~1000 – 1200 Euro rechnen. Vorausgesetzt du ergatterst den günstigsten Hin- und Rückflug, beschränkst dich auf günstige Lebensmittel und Unterkünfte und hältst deine Ausgaben durch Wwoofing, Workaway o.Ä. gering, können so 2-3 Wochen Japan durchaus realistisch sein. Letztlich kommt es aber ganz auf dich und die Entscheidungen die du triffst an, wie hoch die Kosten deiner Reise nach Japan ausfallen.
Die Erfahrungen, die du während deiner Reise durch Japan machen kannst, solltest du aber auf keinen Fall verpassen. Geld ist ein Tauschmittel, Erfahrungen bilden deinen Charakter!
Was hältst du von diesem Thema? Hast du ganz andere Erfahrungen oder vielleicht ergänzende Tipps? Lass es uns wissen!