Shinto & Buddhismus

Als Shintoist geboren, als Buddhist gestorben

In den sozialen Medien finden sich zahlreiche Fotos von Touristen, die sich während ihrer Japanreise vor den markanten, leuchtend roten Toren in Kyoto ablichten lassen. Doch was hat es mit diesen Toren eigentlich auf sich?

Die Tore heißen Torii (鳥居) und markieren den Eingang zum Reich der Götter im Shintoismus. Dieser gilt als ursprünglicher Glaube Japans und ähnelt in seiner Struktur der griechischen Mythologie: Statt nur eines Gottes gibt es viele, sogenannte Kami, die sich in Naturphänomenen, Tieren oder Objekten manifestieren. Die religiösen Gebäude des Shintoismus heißen Schreine. Dort wird ein Objekt der Verehrung aufbewahrt, und viele Japaner besuchen regelmäßig Schreine in ihrer Nähe – etwa um für Glück oder Schutz zu beten.

Etwa im fünften Jahrhundert kam auch der Buddhismus nach Japan und entwickelte sich zur zweiten großen Religion des Landes. Die Gebäude des Buddhismus heißen Tempel und besitzen – im Gegensatz zu Schreinen – kein Torii.

Shintoismus und Buddhismus sind heute untrennbar mit der Geschichte Japans und dem Alltag der Menschen verwoben. Äußerlich lassen sich Schreine und Tempel oft nur schwer unterscheiden. Diese Unterscheidung ist jedoch kaum nötig, denn beide Religionen existieren friedlich nebeneinander und ergänzen sich in vielen Bereichen.

Ein japanisches Sprichwort sagt: „Man wird als Shintoist geboren und stirbt als Buddhist.“ Gemeint ist, dass freudige Anlässe wie Geburten, Hochzeiten oder rituelle Übergänge meist am Shinto-Schrein gefeiert werden, während der Buddhismus das Leben nach dem Tod beschreibt und daher für Beerdigungen oft ein buddhistischer Tempel aufgesucht wird.

Beide Religionen akzeptieren die Existenz vieler Götter und schließen sich daher nicht gegenseitig aus. Jeder – unabhängig von seiner eigenen Religion – ist willkommen, einen Tempel oder Schrein zu besuchen und respektvoll an den jeweiligen Ritualen teilzunehmen.

Während deiner Japanreise wirst du also viel über Shintoismus und Buddhismus lernen können. Und falls du selbst einmal einen Schrein mit unzähligen Toren besuchen möchtest – auch im Norden Japans gibt es dazu wunderbare Gelegenheiten.